die füße massiert gekriegt
schlafend ins bett getragen worden
ungewöhnliches/unerwartetes sms gekriegt
volle aufmerksamkeit meiner schwester gekriegt
zufriedene mama am telefon gehört
sohn auf mir liegend eingeschlafen
...
manchmal ist alles ganz einfach
seine auch massiert
mich angekuschelt
zurückgeschrieben "passt"
ihr auch zugehört
sie eingeladen
ihn zugedeckt
manchmal ist alles ganz einfach gut.
fantasia - 23. Dez, 21:34
Welcher Tag ist heute?
Heut ist Weihnachten, Omi, wir haben doch gerade erst die Lichter am Baum gelöscht.
Ah ja, meine Lieben, na Hauptsache wir sind gesund. Kann ich was zum Trinken haben? Welcher Tag ist heute?
Heut ist Weihnachten, Omi, deshalb bist du doch bei uns.
Ah ja, Leo, wer sind denn die Leute da?
Das ist deine Tochter und ihr Mann, und das sind die Anna und die Klara, deine Enkelinnen.
Nein, na geh, so groß schon. Und von wem ist das Kind? Hast du zwei Töchter, Anna?
Nein Omi, das ist ein Bub, das ist der Johannes. Wir sind die Töchter von der Herta. Die Herta ist deine Tochter.
Ah ja, welcher Tag ist heute?
Heut ist Weihnachten, Omi, wir haben doch gerade die Geschenke bekommen.
Ah so, ich bin ja so vergessen, na macht nichts, Hauptsache wir sind gesund. Wo ist denn da das Klo?
Nur gerade nach hinten, die erste Tür.-
Wieso sind wir hier, Leo?
Weil heute Weihnachten ist, das ist deine Familie, die haben uns eingeladen.
Wo sind wir, Leo?
Wir sind in Wien, Greti, weil heute Weihnachten ist.
Ah – heut ist Weihnachten – weiß ich doch, kann ich noch was zum Trinken haben?
Es ist genug, Greti, das weißt du doch, du sollst nix trinken.
Ich hab Durst, welcher Tag ist heute?
Heut ist Weihnachten, Mama, merk´s dir doch!
Ich merk mir nix mehr, ich weiß es eh. Die Dirndln sind groß, sind das deine?
Nein, ich bin die Klara, du bist meine Omi, die Herta ist deine Tochter.
Jaja, weiß ich doch, aber zu wem gehört jetzt wieder der Florian?
Er heißt Johannes, Omi, er ist das Kind von der Anna.
Na geh – wie die Zeit vergeht. Na Hauptsache wir sind gesund. Welcher Tag ist heute?
fantasia - 22. Dez, 17:52
Gestern gab mir der Mann ein grünes Feuerzeug. Er brachte mich noch zum Zug und ließ mich aus seinem Leben fahren. Er gab mir seine Erklärung mit, für uns mag er nichts mehr hoffen. Ein paar Stunden konnte ich das kleine grüne Feuerzeug noch benützen. Er sagte, es hätte sowieso mir gehört. Fast hätte ich meine Station versäumt, ich war noch so in sein Leben vertieft. Als ich aufsprang, fiel das kleine grüne Feuerzeug zu Boden und ließ sich nicht mehr finden. Fast hätte ich geweint, doch – es war ja nur ein Feuerzeug.
Ich nahm mir ein Taxi und klagte dem Fahrer mein Leid. Der Fahrer war sehr freundlich, er wolle eines suchen, versicherte er, immer wieder ließen die Leute Feuerzeuge im Wagen zurück, erst letzte Woche hätte er zwei herausgeräumt. Er gab mir ein weißes, darauf stand „Sand, Kies und Beton“. Womit, worauf soll ich bauen? Der Fahrer meinte, er wolle noch das zweite suchen, das wäre ein schöneres. Als er es gefunden hatte (es war schwarz mit rosa Herzen) wollte er es mir doch nicht geben. Schließlich stand auf diesem „Pascha“, der Name eines Bordells.
Und heute fuhr ich nach Hause. Ich dachte, ich brauche kein zweites Feuerzeug, wo ich doch schon das weiße bekommen habe. Und dann fand ich ein gelbes zwischen den Sitzen. Als ich es herausholte, merkte ich, dass sogar eine halbvolle Packung Zigaretten daneben liegen geblieben war. Auf diesem Feuerzeug steht „Kraft und Wärme“. Ich finde, es gehört jetzt rechtmäßig mir – wo ein anderer einfach nicht mehr darauf geachtet hat.
fantasia - 21. Dez, 20:03
Gestern habe ich mich verirrt. Mein Orientierungssinn ist schlecht, das passiert mir öfter. Ich wollte jemanden erreichen, der mir wichtig ist. Beim ersten Mal hörte ich es ein paar Mal läuten, dann ertönte das Besetztzeichen. Ich ging weiter, in Gedanken verloren. Warum hat er nicht abgehoben? Der Weg war ziemlich matschig, es hatte lange und heftig geregnet. Ich weiß, dass ich nicht noch einmal anrufen soll. Ich will nicht darüber nachdenken, ob ich jemanden anrufen soll oder nicht. Ich bin zu müde für solche Spiele. Sie machen nicht immer Spass. Ich rufe doch noch einmal an. Es ist wie eine Wette mit mir. Wenn er abhebt, habe ich verloren. Es läuft die Mobilbox. Warum? Ich weiß, dass es völlig sinnlos ist, darüber nachzudenken. Er kann tun, was er will. Ich habe keine Ahnung, was er tut. Es ist dumm, sich ihn mit einer anderen vorzustellen. Ich habe schon zu viel gesagt, zugegeben, dass es mir wehtun würde, wenn er geht. Du verschwendest deine Zeit, Klara. Du hast keine Ahnung, Mama. Das ist mein Problem.
Er hat mir ein Buch gegeben. Die Frau darin löst sich am Ende auf. Diese Frau lebt nur durch die Gedanken des Erzählers. Manche Dinge spricht man besser nicht aus. Auf Fragen bekommt man Antworten. Auch wenn sie einem nicht gefallen. Ich bin immer weiter gegangen, ich bin vom Weg abgekommen. Umwege erhöhen die Ortskenntnis, das hab ich sogar einmal zu meiner Signatur gemacht. Jede Menge Kratzer hab ich mir geholt, und ganz nasse Hosen auf dem Weg durchs Unterholz. Dann stehen die Bäume nicht mehr so dicht, aber ich weiß nicht so recht, wo ich bin. Ich weiß nicht, woran ich bin. Leb jetzt, Klara, leb jetzt. Ich vermisse ihn, aber ich darf es nicht zugeben. Ich laufe durch den dunklen Wald, Tränen laufen mir über die Wangen. Ich will heim zu meinem Kind. Ich bin schon viel zu lange fort. Ich schreibe ihm ein SMS, ich komme mir vor wie Rotkäppchen, und der böse H. hebt sein Handy nicht ab. Der Text verschwindet von selbst, ich schreibe es nicht noch einmal. Ich gehe ein Stück zurück, es ist endgültig unwegsam geworden. Niemand scheint hier je gewesen zu sein. Ich bin vollkommen alleine. Endlich komme ich aus dem Wald heraus, ich gehe jetzt am Rand einer Wiese entlang, ich sehe ein Haus, auf das ich zugehen kann. Das Gras ist sehr hoch, ich steige über ein paar Zäune. Was will ich eigentlich von ihm? Sicherheiten gibt es keine, Klara, du kannst dir nur selber helfen.
Deine Gegenwart ist angenehm, H. Das hab ich schon oft gehört. Aber ich habe es noch nicht oft gesagt, H. Wird dir das alles zuviel? Nein, aber ich brauche Ruhe. Ich möchte so gern alles glauben, was du sagst, H. Du sagst ohnedies nicht viel. Wenn ich sehe, dass du online warst, macht es mich ein bisschen traurig. Ich schaue nicht mehr nach. Bis jetzt war ich dir treu, Klara. Bis jetzt – also bis vor einer Woche. Serielle Monogamie – auch gut – definieren wir es so. Du würdest in meiner Achtung steigen, wenn du mir eine zweite Frau bringst, Klara. Aber meiner Selbstachtung wird das nicht so gut tun. Glaub ich jedenfalls. Ich sehe den Wald vor lauter Bäumen nicht. Wieso bin ich so blind? Ich hatte einmal große Angst vorm Stummwerden. Dabei möchte ich gerne stumm sein. Dann kann ich nichts verraten. Mich nicht, meine Gefühle nicht, mein Kind nicht. Warum hast du mit niemandem darüber geredet, damals? Weil ich nicht konnte. Es ist sinnlos, zu reden. Nachher erinnern sich alle an die Worte, an die Fakten – und ich habe deren Worte nicht mehr unter Kontrolle. Du bist keine gute Mutter, Klara. Ihr habt keine Ahnung. Ihr habt recht. Es gilt immer beides.
Im Wald sammelt eine alte Frau Pilze. Sie hält mich für ihre Tochter. Dann erklärt sie mir, wie ich weiter gehen soll. Ich folge ihr, nicht sehr glücklich über ihre Anweisungen. Ich schreie meine Wut hinaus. Was mache ich falsch? Ich versuche meinen Sohn zu erreichen. Der hebt sein Handy auch nicht ab. Endlich bin ich wieder auf einem festen Weg. Wahrscheinlich führt der in die richtige Richtung. Tatsächlich – früher als ich jetzt denke – stehe ich vor dem Haus. Ich rufe H. noch einmal an, beruhigt, zufrieden, dass ich in meinem Zimmer bin. Ich sag ihm etwas auf die Mobilbox, bemüht um einen leichten Tonfall. Er ruft nicht zurück.
Heute erreiche ich ihn im Büro. Was hast du gestern gemacht, H? Nix. Eben. Nichts ist unwesentlich. Ich verstehe nichts.
*
Schreib mir eine Geschichte über einen Adler, Mama. Die beste Adlergeschichte gibt es schon, Florian, das ist die über den Adler ohne Flügel. Die kenn ich nicht, Mama. Schau, da wächst ein Adler unter lauter Hühnern auf und pickt mit ihnen tagaus tagein die Körner auf dem Hof. Und als er eines Tages einen Adler über sich kreisen sieht, denkt er: Wie schön müsste es sein, fliegen zu können. Aber er versucht es nicht einmal, denn er hält sich ja für ein Huhn.
*
Schreib ein versöhnlicheres Ende, Klara. Das würde ich sehr gerne. Fliegen scheint mir eine sehr angenehme Art sich frei zu bewegen. Im Hof höre ich die Kinder spielen. Meines führt das große Wort. Wenn ihm jemand sagt, es sei aber klein für sein Alter, gibt er eine Standardantwort: „Dafür bin ich aber sehr gescheit!“ So viel Selbstvertrauen erheitert die meisten Erwachsenen. Dabei hat er hundertprozentig recht.
fantasia - 20. Dez, 21:29
manisch
panisch-
e: if er sucht?
ei – wer sucht?
nur ein versuch.
er versucht´s –
doch nicht.
.. versuchung?
.. vers-suchung?
EI FER SUCHT
ist
blöd.
*
nur ich
leih den schaft
des herrn
nicht gern
her
ich leidend schaf
ich
blök
blöde kuh aber auch.
leidenschaft-
lICH
yrs
fantasia - 16. Aug, 19:55